26. Mai 2022
- 17. Juli 2022
Magdalenenkapelle
Aus dem ursprünglichen Weltenchaos tauchte GAIA als personifizierte Erde und wohl erste Göttin der Menschheit auf. Sabine Hoppe widmet ihre Skulpturen der Urmutter und ihren Nachkommen.
Mythologisches und Menschliches sind zwei wesentliche Themen in Sabine Hoppes künstlerischem Schaffen. Sie verbinden sich in der Ausstellung „GAIA und andere Frauen“. Den Mittelpunkt der Ausstellung bildet, schon allein der Größe nach, die Erdmutter Gaia aus der griechischen Sage, die aus ihrem Kopf heraus den Himmel gebiert. Rund 80 Kilo Gips hat die Bildhauerin für die Riesin verarbeitet, die von den angespannten Zehen über die mächtige Leibesmitte bis zum Wolken-Kopf ganze drei Meter misst. „Ich wollte eine Einfachheit erreichen, die den Leib eher wie eine Landschaft, ein Gebirge wirken lässt“, so Hoppe selbst. Das ist ihr gelungen. Für die Gaia hat sich die Bildhauerin 2017 ein halbes Jahr Zeit genommen. Zeit, in der sie frei war von Aufträgen und anderen Verpflichtungen, um sich einen ganz großen Wunsch zu erfüllen: einmal ein große Figur nur für sich selbst zu machen. Nun verlässt sie ihren Entstehungsort zum ersten Mal für die Ausstellung in der Burgdorfer Magdalenenkapelle.
Sabine Hoppe studierte an der FH Bielefeld Grafik-Design und Bildhauerei und war nach dem Diplom 1985-89 Assistentin von Prof. Jürgen Weber im Fachbereich Architektur an der TU Braunschweig. Seit 1991 arbeitet sie selbständig als freie Künstlerin, davon seit über 10 Jahren mit einem eigenen Studio, wo sie u.a. Ausstellungen ausrichtet und Kurse gibt. Sie ist bekannt als figürliche Bildhauerin, die ganz traditionell im Material Ton oder Gips modelliert und die Ergebnisse dann in Bronze gießen lässt. Und sie ist bekannt als sehr gute Portraitistin, die auch Aufträge auf diesem Gebiet ausführt, sowie als empathische Schöpferin vor allem starker weiblicher Figuren, die oft der antiken Mythologie entnommen sind, aber in der spezifischen Gestaltung durch die Künstlerin als Frauen von Heute auftreten: die Mondgöttin Selene gehört dazu und Europa, die von Jupiter in Gestalt eines Stieres geraubt wurde (als höchste Auszeichnung des Filmfestivals Braunschweig wurde diese Statuette bereits zehn Mal einem berühmten Schauspieler oder einer berühmten Schauspielerin überreicht); dem menschenverschlingenden Minotaurus, der im Labyrinth von Knossos auf Kreta haust, hat Hoppe sogar die Schwester Minotaura zur Seite gestellt. Diesen antiken Gestalten steht in der Ausstellung die christliche Annaselbdritt gegenüber, klassischen Aktdarstellungen wie Judith und Stella, das Portrait von Justine sowie eine metaphorische Figur wie „Wandlung“. Diese könnte den „Metamorphosen“ des Ovid entsprungen sein: Eine Frau, umschlossen von einer eng um den Körper liegenden Hülle. Unten platzt diese Hülle gerade auf, oben ist sie bereits zerrissen, das Gesicht schaut schon heraus, drängt ins Freie, ins Offene. So mag es sich anfühlen, wenn man sich aus einer tiefen Talsohle herausarbeitet, vielleicht nach einer schmerzlichen Liebeserfahrung oder einem schweren Verlust, wenn man sich häutet wie ein Schlange und das Vergangene abstreift, wenn endlich etwas Neues beginnt.
Tags: Ausstellungen
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